Meerleben, 28. Mai 2016

Ich freue mich über die Zeilen und trete auf die Terrasse. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, das Haus noch viel öfter zu vermieten, aber wir kommen viel zu gern selbst hierher. Draußen weht mir die vielzitierte steife Brise um die Nase und ich genieße die herrliche Ruhe, die nur vom mir wohlbekannten Klingeln der Schellente gefüllt wird. Jetzt erspähe ich unseren gefiederten Freund, der sich gelassen in unserem Bassin sein schwarz-weißes Gefieder putzt. Dann wandert mein Blick von den seit unserer Abwesenheit beachtlich gewachsenen Kieferbäumen auf den blühenden Sanddorn und schließlich auf Haus immergern, das in unserer Abwesenheit fertig gestellt wurde. Wie die anderen Objekte auch fügt es sich perfekt in die Landschaft und die bestehenden Häuser ein. Und doch ist es auf seine Weise sehr besonders und individuell. Irgendwie sieht es verspielt aus, denke ich mir, während ich neugierig darauf zugehe und das in die Weite der Landschaft orientierte Panoramafenster bewundere. Ich bin neugierig, das Haus von innen zu sehen und beschließe, den neuen Nachbarn alsbald einen Besuch abzustatten. Da kommen mir Jo und Fritzi mit ihren Freunden und deren Eltern entgegen. Während die Kinder auf ihrem Absatz kehrt machen und auf den Abenteuerspielplatz zusteuern, der schon seit Tagen beherrschendes Thema zwischen den beiden gewesen ist, begrüße ich Tim und Susi.
Aber jetzt erst mal runter zum Strand und ab ins Meer! Ich laufe zurück zum Haus und rufe nach Henry, der inzwischen den Kamin angeschmissen und es sich auf dem Sofa bequem gemacht hat. Aber das Jungfernbad des Jahres im frischen Meer will er sich doch nicht entgehen lassen. Falls es zu kalt ist, werden wir uns nachher in der Sauna aufwärmen. Auf dem Weg zum Strand merkt Henry an, wie klasse er es findet, das im ganzen Dorf auf Gartenzäune, Fahnen und Bürgersteige verzichtet wurde. Ich habe das Gefühl, dass sich die Großzügigkeit des Strandes bis hier her zieht“, erklärt er, als wir am Gemeinschaftshaus vorbeikommen. Jan hat inzwischen tatsächlich den Außengrill fertig gebaut. Er ist toll geworden. Hier lässt es sich sicherlich herrlich sitzen und feiern! Dann schauen wir neugierig auf das Schwarze Brett. Neben einem Hilfegesuch beim Kücheneinbau, der Lieferliste vom Bio-Bauern und einem heiteren Foto vom Osterfrühstück sind verschiedene Aktivitäten annonciert. „Schau mal, Andi und Sybille scheinen auch da zu sein. Sybille bietet einen Pantomimekurs an!“ Außerdem sucht ein mir unbekannter Uli noch zwei Partner für eine Skatrunde. Gemeinsames Töpfern, Gemeinschaftsbildungsseminare, Pantomimeworkshops – warum nicht auch Skat? Spannend, dass die immer wieder wechselnden Gäste-Konstellationen dem Ort ein stets neues Gesicht geben! Als wir erfrischt und glücklich vom Meer zurückkommen, treffen wir Ute, die mal wieder emsig an den Außenflächen werkelt. Es ist mir ein Rätsel, wie man mit solcher Akribie an Hortensien, Forsythien und anderen Sträuchern arbeiten kann. Gleichzeitig freue ich mich über das blühende Ergebnis und nehme mir vor, ihr bei Gelegenheit einen Kuchen zu backen.
Sauna ist heute nicht nötig, statt dessen lassen wir den Tag bei einem gemütlichen Abendessen und gutem Rotwein mit unseren Freunden im Gemeinschaftshaus ausklingen, wo wir endlich auch die Kinder mal wieder zu Gesicht bekommen. Als wir satt und gut gelaunt durch die Dämmerung in unser Häuschen zurückkehren, freue ich mich auf unsere Koje. In der ersten Nacht haben wir es uns zur Tradition gemacht, alle im Atrium zu schlafen. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf den bombastischen Sternenhimmel. Henry erzählt uns die Geschichte vom Gorilla, der auf der Venus ein wildes Abenteuer erlebt und noch vor dem Happy End sind die beiden Rabauken tief und fest am Schlafen…